Essenszeit
Ich habe die schwärzesten Gedanken dieser Welt,
ohne sie mit euch zu teilen.
Verschlingt euch die tiefste Nacht,
seid ihr aus einem Alptraum erwacht,
so gibt es immer noch etwas, was tiefer ist,
was eure Seelen verläßt,
wovon ich mich labe, gleich einer Aasfresserkreatur,
wovon ich mich erlebe, gleich dem Feuer einer Sternenspur.
Ich fresse euch auf, trinke aus euren Tiefen-
Ach, ich sehe nur seichtes Wasser,
zu viel von euren Quellen geschöpft,
der Grund wird nicht dunkel, nur blasser.
Ich verzehre mich nach einer Düsternis,
die mir einst eine Spiegelseele gezeigt,
doch treffe ich sie nirgends mehr an,
außer in dem Schmerz der Welt.
Und so treibe ich in euren salzigen Flüssen voran,
und es gibt nichts, was mich noch hält.
Es füllt mich schwer aus, ich möchte weinen,
doch stattdessen beginne ich grinsend zu reimen.
30.10.14
vicevirtue am 30. Oktober 13
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Feuerblumen
Es ist dieser unbändige Hass inmitten eines großen Blumenfeldes.
Die Welt, sie ist so wunderschön, sie ist so lebensfroh, lebendig und froh. Ich liebe sie so sehr und möchte auch nicht von ihr gehen.
Und inmitten eines großen Blumenfeldes steht ein Fünkchen Hass, welches sich vielleicht an dem von der Sonne vertrockneten Grashalmen ernähren wird, vielleicht dann immer größer und eine kleine Flamme wird, vielleicht die nächste und wiedernächste Blume anfacht, sie äschernd zu einem Feuer wird
und-
schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.
Einige Blumen habe ich ganz besonders lieb gewonnen. Sie sind Sonderlinge zwischen all den Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee. Ihre Farben sind selten auf dieser Wiese und fasziniert labe ich mich an dem wunderbaren Anblick dieser Einzigartigkeit. Ich möchte sie nicht pflücken, sie sollen ewig dort so leben, wie sie es gerne möchten. Aber ich berühre sie manchmal gerne und streichle ihre zarten Blütenblätter. Doch oft bin ich dabei furchtbar ungeschickt und verletze mich an den feinen Stacheln, die mein Auge so leicht übersehen hat.
Und manchmal verspüre ich dann so ein Verlangen, sie im Feuer verbrennen zu sehen,
und-
schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.
Ich nehme ein Streichholz mit.
"Kann ich es nicht etwas beschleinigen?", denke ich.
Leise pfeifend streife ich durch das Blumenfeld.
Immer weiter, immer mehr Blumen um mich herum.
Man sieht mich schon gar nicht mehr
und-
schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.
19.10.
vicevirtue am 19. Oktober 13
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Das Schauspiel
Manchmal frage ich mich, ob ich in der falschen Vorstellung bin.
Alle um mich wirken so authentisch, wahrlich gute Schauspieler, denke ich. Sie können perfekt dieses Schauspiel spielen, wissen in jedem Moment, wie ihre Rolle handelt und fühlt und denkt. Sie sind eins mit ihr. Dann schaue ich mich nur orientierungslos um und frage mich selbst, wie ich in dieses Theater gelangt bin.
Es ist schwierig, meine Rolle zu spielen. Eine sehr anspruchsvolle ist es. Ich weiß nicht, ob ich meinen Text schon auswendig kann oder diesen Charakter, den ich spielen soll, schon komplett verinnerlicht habe.
Aber man drängte mich auf diese Bühne, ohne mich zu fragen.
Die Schauspieler um mich herum wirken so authentisch. Jede Bewegung wirk echt, jede Gefühlsregung wie aus tiefstem Herzen. Sie spielen Glück, Trauer, Liebe, Hass, Verzweiflung, Sehnsucht. All das. Und so authentisch.
Manchmal frage ich mich, ob das alles nicht doch real ist.
Vielleicht sind sie ja alle keine Schauspieler, vielleicht sind sie es wirklich, die Realen, die dort so aussehen als würden sie spielen. Vielleicht bin ich ja die einzige, die eine Rolle spielt, so seltsam getrennt von dem Realen. Vielleicht bin ich die einzige Schauspielerin im Stück welches den Namen "Leben" trägt.
Manchmal frage ich mich, ob ich die falsche Vorstellung habe.
vicevirtue am 18. Oktober 13
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