Dienstag, 15. Oktober 2013
Du liebstes Vögelein
Du liebstes Vögelein,

Ich habe die Käfigtür dir entsiegelt,
hoffend auf deine Wiederkehr.
In deinen Augen hat sich Freiheit gespiegelt,
dahinter war aber noch so viel mehr.

Ich sah dich zwitschernd, schnell entfliegen,
wir warfen uns keine Blicke zu.
In unseren Augen war Sehnsucht verblieben,
in meinen Gedanken dein Zirpen und du.

Ich wusste, die Zeit würde langsam nur fließen,
doch dass sie vergeht in solcher Pracht,
hätte der Himmel, wo sich Tränen ergießen,
vor der Freilassung nie gedacht.

Ich blicke in mich, möchte feststellend sagen,
drinnen ist es heimlich warm.
Selbst wenn mich andere nach dir fragen,
fühl' ich mich deiner Präsenz nicht arm.

Dann schaue ich glücklich hin zum Süden
und freue mich letztlich für dich,
dass dir die Flügel niemals ermüden,
und du manchmal auch denkst an mich.


14.10.13



Samstag, 12. Oktober 2013
Instanz.
Dieser Turm,
so unerreichbar hoch,
so-

Wurzeln schlagen sich überall um mich in die lebendige Erde.
Tiefstes Unterholz;
das eigene Sein auf den unwesentlichsten Funken vermindert.
Was ist wahr? Was ist echt?
Ohne Hilfe, nicht jetzt, nicht hier.
Doch irgendwo dort, dort draußen.
Mit diesem Funken trotzt das Flämmchen dem Ungewissen.
Es wäre gut so.

perfekt.

Dieser Turm,
dessen Spitze meine Augen
nicht zu erkennen vermögen,
denn der Blick dort hinauf,
ich weiß es,
wird-

Das Gezweig verschwimmt mit Laub, das Laub verschmilzt mit Wolken,
tiefste Farben, doch farblos, hellster Himmel, doch sonnenfrei.
Ich fühle mich, wie ein Etwas, kein Jemand, eine unbedeutende Existenz, denn
der weiße Himmel drückt mich und meinen Blick nieder,
als wären die Augen reuevoll, angstvoll.

bestraft.

Dieser Turm,
meine Schritte nähern sich,
mein Geist entfernt sich von ihm,
seine Wände so-

Die Gestalt zeigt sich zwischen den Wipfeln der Bäume.
Undeutlich, wie aus einer anderen Welt gekehrt,
nur um als schemenhafte Erahnung eines Daseins das meinige zu knechten.
Gespiegelt in seiner Selbst erkenne ich mich nun:

Was bin ich? Warum bin ich hier?
Unsein. Experiment. Unbedeutsam.
Was will er mit mir machen?

Seine Stimme klingt in mir, in der Umgebung,
Sie erhält dunkle Klarheit, aber keine Form,
doch wird sie reflektiert von allem Raum.
Sie wird mir Antwort geben.
In mir wird es still, blank.

kahl.

Dieser Turm,
er steht neben mir.

“Du bist allein.”

Und alles schweigt. Das Leben ist verloschen.
Kein Windzug mehr, der die Blätter zum Flüstern bringt.
Nimmer mehr die Gesänge der Himmelsschwingen des Waldes,
der Zikaden Schreie im Blute der Sonne.
Kein liebliches Wort aus dem Munde einer Spiegelseele.

Nur ich.

Nur ich alleine für die Ewigkeit,
die sich meine Existenz nennt.

Verzweiflung. Flackerndes Feuer droht meine Seele zu verbrennen.
Panik. Zerrende Drähte drohen meinen Geist zu zerreißen.

Vor meinen Füßen der Turm. Tief im Grund versenkt.
So lässt auch er mich zurück, das Übermächtige, des Hellste.
Denn ich war nur ein weiterer Abfall seines fehlgeschlagenen Tests.

Er ist es, die-



Samstag, 28. September 2013
Romancing a Stranger
Es war eine sternenklare Nacht, in die ich blickte, als ich auf dem Weg nach Hause war. Als ich aber vor meiner Haustür stand, meinen Schlüssel bereits herausgeholt hatte und ihn an das Schlüsselloch führen wollte, hielt ich inne. Ich schaute noch einmal zurück zu den Sternen.
Der Schlüssel verschwand schon bald wieder in meiner Hosentasche und meine Füße setzen sich einer nach dem anderen immer weiter auf den dunklen Weg, den nur sie kannten.
Hier war ich doch Zuhause, merkte ich. Nicht eingeschlossen in einem Käfig, was manch einer als beschützend ansehen würde.
Nach einiger Zeit war ich an einer unbefahrenen Straße angekommen, mitten auf der Kreuzung stand ich. Meine Augen suchten das Weite und mein Kopf legte sich in den Nacken, damit ich wieder die unglaublich klare Nacht besichtigen konnte. Vor lauter Freude und Überwältigung dieser unsagbaren Schönheit, breitete ich meine Arme aus und drehte mich lächelnd um mich selbst. Schließlich legte ich mich auf die Straße, wie als sei sie ein riesiges Bett, ein einziges, was mir und jedem anderen gehörte. Ich nahm all die Weite des Bodens um mich wahr, spürte die Grenzenlosigkeit und den unglaublichen Umfang des Firmaments über mir. Es war ein atemberaubendes, nein, ein atemschenkendes Gefühl. Die Dunkelheit der Nacht, die Stille, aber auch das Rauschen der Blätter und das Funkeln der Sterne füllten mich aus. Einsamkeit möchte ich es nennen, auch wenn ich von alldem erfüllt war. Es war ein reiner Zustand.
Mein Kopf erdachte sich in diesem Moment einen Zweiten, der all dies mit mir teilen würde. Jemanden, der sich mit mir erfüllen lässt. Und so liebten wir diese Welt, gemeinsam, in völliger Einigkeit über all dies, was uns so sehr berührt.
Tränen rannen über meine Wangen, als der Kopf diesen Zweiten schließlich vernichtete. Es schien ihm unmöglich, einen fremden Kopf dasselbe spüren zu lassen, die selben Funken zu schlucken und die selben Flammen zu schlagen, in synchronem Tanz, ebenmäßigem Rhythmus.
Wie furchtbar alleine wir alle sind.
Ich wünschte, ich könnte all diese Überwältigung, das Staunen über die Welt, diese Überweltigung, teilen.

27.09.13
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Ich nahm mir die Freiheit, diese Inspiration aus Musik zu rauben.
Hier die Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=6rVEy0zDh6E&list=PLnD6c2GatE-8iBEInYMLrWzQS0TbXSXpk