Mittwoch, 25. September 2013
Der Traum eines Helden
Mein Traum ist der eines Helden- aber ich bin keiner.

Wenn ich mich umschaue, mich umhöre, dann sehe und höre ich Menschen, die ihren Träumen hinterherjagen. Sie sind schon besondere Menschen, denn sie wagten es einst, einen Traum zur Wirklichkeit zu machen und dafür alles zu opfern. Sie wagten, ihr Leben für ihren Traum zu geben.
Ich blicke in ihre Augen und ich sehe sie glänzen, voller Leidenschaft, Lebendigkeit, lodernd. Immer, wenn ich diese Augen sehe, wird etwas tief in mir so unsagbar traurig.
“Und was machst du? Was träumst du?”, fragt mich dann eine Stimme in meinem Herzen.
Ich träume einen Traum eines Helden. Nur leider bin ich keiner. Und so ist dieser Traum für immer in meinem Innersten verbannt und kann nicht Wirklichkeit werden. Verdammt, einen Traum zu träumen, der ewig ungelebt sein wird.

Ich gebe zu, ich würde gerne Weltenverbesserer werden. Ein bisschen naiv nenne ich mich selber manchmal stumm. Denn wenn ich mich umschaue und umhöre, dann sehe ich so viel, was felsenfest, unveränderbar erscheint. Ich sehe mich um, aber sehe nicht das was ist, sondern, was sein könnte.
Ich sehe sprießende Blumen statt Asphalt, einen Wald voller Baumriesen, die weit in den Himmel reichen statt Wolkenkratzern, einen kristallklaren Himmel, an dem ich die Milchstraße und jeden noch so kleinen Stern zu erkennen vermag statt der lichtverseuchten, dunkel-hellen Nacht.
Der Winter ist eine zauberhafte Zeit. Er bedeckt all das, was nicht sein sollte und lässt einen träumen. Träumen, all dies wäre doch nur ein einzig großer Alptraum, der nur abgewartet werden will, ausgeträumt zu sein.

Ich träume, diese Welt zu beschützen, den Menschen zu zeigen, wie zauberhaft sie ist, wie schützenswert, wie wertvoll.
Es ist die Aufgabe eines Helden, die Welt zu beschützen, ich wünschte ich wäre einer.
Ich werde mich bemühen einer zu werden.
“Und was machst du? Was träumst du?”, fragt mich weiterhin eine Stimme in meinem Herzen.
Dann werde ich vielleicht irgendwann antworten können:
“Dieser Traum ist mein Leben, ich bin ein Held geworden.”

25.09.13



Samstag, 14. September 2013
Der Baumstumpf
Sie sind nicht daran Schuld, es ist keiner daran Schuld.
Warum ist es dann da?
Wer hat es gesät?

Diese alles verschlingende Einsamkeit. Tief in einem gewurzelt, keine Chance, diese lästigen Anker in der Erde zu ertränken, zu zerreißen, zu verätzen; nein, sie bleiben ewig. Den Baum kannst du fällen, niederbrennen, all das kannst du versuchen, doch wird diese Wurzel der Erde ewig und für immer die Nährstoffe entziehen.
So gesättigt war die Erde einst von ihnen, fruchtbar für wunderschöne Blumen, wunderbare Wiesen voller Blumen. Doch etwas anderes wurzelte dort. Und nun ist der Boden ausgelaugt, salziges Wasser fällt noch vom Himmel, weicht ihn auf und spendet diesem verdorrten Baumstumpf neue Kraft.
Knorrige Auswüchse ragen aus dem so oft geschädigten Stumpf heraus, ragen zitternd im Wind, im kalten, winterlichen, in die Höhe. Sie greifen nach der Luft zum Atmen, greifen danach und schließen sie ein.
Einige unreife Früchte hängen an diesen grausigen Fingern. ihre Gestalt; deformiert, grau, verdorrt und schändlich. Wirken nicht wie Früchte, eher wie widerliche Abstoßungen, Fehlgeburten, Auswüchse.
Es sind die Früchte der Einsamkeit.
Ich koste von ihnen und muss staunen, als ich bemerke, dass sie neben ihrem bitter-salzigem Geschmack sehr süß sind. Ich genieße jeden Bissen und schlucke auch die Kerne hinunter; damit nicht noch mehr Land von dieser Plage gequält wird. Mir wird übel, aber meine Hand langt schon nach der nächsten Frucht. Ich kann es ihr nicht verbieten. Und auch, dass sie sie langsam an meine Lippen führt kann ich ihr nicht verbieten.
“Vielleicht beim nächsten Mal”, denke ich mir, “Vielleicht stirbt es beim nächsten Kahlschlag. Und dann werden auch keine Früchte mehr wachsen.”
Ich setze mich neben den Stumpf, breche die Zweige aus ihm heraus und verschlinge jede einzelne Frucht. Es braucht seine Zeit, aber schon bald bin ich damit fertig. Ab jetzt warte ich, dass die Pflanze stirbt. Aber Regen tränkt erneut die Erde.

14. September



Donnerstag, 5. September 2013
Die Faszination des Feuers
Funkelnde Funken fliegen durch die Schwärze.

Warum fasziniert mich das Feuer so sehr?

Wenn ich meine Hände ausstrecke und meine Arme strecke, dann wärmt mich ein roter Schein.

Wenn ich es so ansehe, wirkt es, als würde es tanzen.

Noch ein Stückchen näher, und mein Gesicht schmerzt schon fast vor Hitze. Dennoch fühle ich noch keine Verbrennungen. Schon wenn ich mich nur umdrehe, weiß ich, wird es wieder kühler, fern von der Quelle der Wärme.


Immer neue Figuren, keine feste Form, reine Energie.
Ich schätze es ist die Freiheit, die Leichtigkeit und Lebhaftigkeit des Feuers, was mich so an ihm fasziniert. Es war schon immer ein Teil von mir, ich fühlte mich schon immer, wie ein kleiner Brand, ein unsteter Seelenfunken, dem es vergönnt ist, für eine kurze Zeit auf der Erde fackeln zu dürfen.
Das Feuer ist eine wunderbare Metapher für das, was tief in einem steckt, eine innerste Emotion, ein untergründiges Gefühl- das Bewusstsein, am Leben zu sein. Vielleicht auch ein Urinstinkt, nicht nicht leben zu wollen.

Meine Augen sind gefesselt, meinen Mund umspielt ein Lächeln. Ich kann nicht davon ablassen, mir anzusehen, was ein Spiegel dessen ist, was in mir ist.



Jemand und Niemand
Es war einmal Jemand, denn man nannte ihn Jemand, weil er weder einer, noch keiner war.
Und weil er war, dachte er auch. Doch was dachte er? Wichtiger war es, was Jemand nicht dachte. Jemand wusste nämlich nicht, dass er blind war und er wusste auch nicht, was er nicht sah. Denn er konnte nichts sehen. Ob er wirklich blind war oder einfach die Augen nicht öffnen wollte, wussten selbst die gelehrtesten Ärzte nicht. Er verstand nicht einmal die Frage: „Bist du blind?“ Denn Jemand wusste ja nicht, was Sehen war.
Und so schritt er weiter in die Welt, ohne zu sehen, ohne das zu sehen, was ich sah.
Einmal begegnete ich Niemandem. Ich nenne ihn Niemand, da ich ihn nun hoffentlich aus meinem sinnvollen Leben gestrichen habe.
Niemand hat gesehen. Gesehen, was ich sah. Naiv, wie ich war, dachte ich, Jeder wäre wie Niemand. Ich wusste natürlich, dass Niemand etwas besonderes war. Doch habe ich den Wert in seiner Fähigkeit, mit seinen Augen und auch mit den meinen zu sehen, nicht genug beachtet.
Und so trennten sich die Wege von Niemandem und mir.
Ich begegnete Jemandem. Freundlich und nett, jedoch blind war er. Und wovon ich ihm auch erzählte, Sonnenschein, Menschsein, Todeswunsch, Gottheitstrumpf, Leidensweg, Endessteg; er sah es nicht. Denn er war blind.
Und auch ich schloss meine Augen. Denn die Möglichkeit, Jemand könnte mich doch noch verstehen, hören, selber sehen und mir mein Sehen selbst verändern, machte mich selbst blind.
Und wenn ich blinzele, dann sehe ich nicht Niemanden, sondern Jemand.
Und bisher ist kein Wunder geschehen, was einen Blinden sehend macht.

Ein Stück Leben, 6. März 2012



Nachtfalter
Was faltest du so zerbrechlich durch die Nacht?
Drehst deine Kreise zitternd, bist vom Dunkel erwacht.
Und doch zieht das Licht dich in seinen Bann,
Wann verstehst du endlich, wann?
Dass das Leuchten dich völlig versengt,
deine zerbrechlichen Flügel verbrennt,
dich äschert in Schnelle.

Vielleicht begehrst du deshalb das Helle.

Du faltest so zerbrechlich durch die Nacht,
weil du nur dazu erwacht,
schneller und weiter zu fliegen in die Höh',
als äscherne Funken, lichterloh.

2.09.2013