Samstag, 12. Juli 2014
Das Maß der Dinge
Ich würde mich als Mensch bezeichnen,
der gerne Dinge misst.
Es gründet, schätze ich darin,
dass mir die Dinge, wie sie sind, nicht reichen.
Stattdessen messe ich sie,
vermesse ich die
Dinge, die unerhebbar sind.
Dann misse ich sie,
vermisse ich die
Dinge, die unerreichbar sind.
Reichen sie etwa weiter
als Messgeräte oder eine Leiter
in den Himmel ragt,
die paradiesische Früchte zu pflücken wagt?
Reichen sie so weit,
dass sogar die Zeit
weiß; Ich erreiche sie jetzt nicht?
Ich sehe ein, die Dinge, die ich vermisse,
sind maßlos unendlich, vorkommend in Massen.
Dass auch Du ein Teil davon bist,
ein Ding, was von mir wird vermisst,
ich hoffe, dass du es nicht vergisst.

9.7.14



Mittwoch, 25. Juni 2014
Schildträger
Ich führe etwas im Schilde.
Trage es nicht nur abwehrzwecks.
Es ist versteckt, kurz und spitz.
Der Kampf beginnt, ich läch'le milde.

Ich führe etwas im Schilde.
Kein Gegner sieht das Etwas.
Wie der Schild ist auch es aus Glas,
unsichtbar, nur ich davon im Bilde.

Ich führe etwas im Schilde.
Der Feind greift an! Geblockt der erste Schlag!
Der zweite trifft, direkt ins Herz und vermag
mich niederzustrecken, ein Todeskampf, der wilde.

Doch ich führte etwas im Schilde.
Einen kleinen Dolch, den du überrascht erst siehst
wenn ich schon tot und du langsam ins Jenseits ziehst.


24.6.14



Freitag, 20. Juni 2014
Schauer
Seht ihr je den Tropfen zu?
Wie sie sich heften, verzweifelt, an die Scheiben,
nur um dann doch nicht lang' dort zu bleiben.
Blickt ihr ihnen ins Gesicht?
Wie sie sich bahnen, fließend, fast fallend,
sich ohne Gnade jeden Tropfen, nah, krallend.
Nein, ich schätze, ihr tut es nicht.

Fühlt ihr manchmal ihre Kraft?
Ihren Mut, sich, himmelsstürzend, uns zu zeigen,
tränenhaft, hinab hinab; tanzend in des Windes Reigen.

Endlich hat der Regen es geschafft.
Liegt im Boden und sickert tief,
bis zum Kern, von wo man ihn rief.

20.6.14



Sonntag, 15. Juni 2014
Der Einsamkeit stummstes Gewand
Der Einsamkeit stummstes Gewand,
fing an zu tragen, ich.
Ein Zufall war's, wie ich es fand.
Gut lässt es tragen sich.

Die Fasern blickdicht verwebt
und lässt doch hindurch das Licht.
Der Umhang ist leicht, er schwebt,
zugleich ist er warm, kalt nicht.

Der Einsamkeit stummstes Gewand,
zu tragen, liebe ich.
Es schützt mich, nimmt mich an die Hand,
es flüstert mir leis: “Sprich.”

So spreche ich ungehemmt frei,
dem Winter getrotzt und der Angst,
dass alles mal endet, vorbei:
“Es gibt nichts mehr, vor dem du bangst!”

Der Einsamkeit stummstes Gewand,
schenke die Worte, ich.
Wir ziehen in ein fremdes Land,
wo Mut dem Zittern wich.


15.6.2014



Dienstag, 10. Juni 2014
Pseudophilosophischer Tee im Schnee
Es war einst ein schöner Tag,
es war schon Abend, wie ich's mag.
Unvermittelt fragtest du,
ob man sich treffe; undzwar im Nu.

Wir machten aus, uns dort zu seh'n
wo Wälder, Himmel, Sonne steh'n,
ein schöner Platz in der Natur,
mit Thermoskanne, war der Schwur.

Du fragtest mich nach einer Zeit,
zu treffen sich, du warst bereit.
Schlugst mutig vor: Heute Nacht!
Ach, was habe ich gelacht.

Fragte dich: “Soll ich jetzt geh'n?
Soll mich kalter Wind durchweh'n?
Und Tee getrunken nur von dir?”
“Ja, gewiss. So dacht ich's mir”

Gewitzelt war dann bald genug,
Die Bilanz, die die Vereinbarung trug,
war letztenendes und in deinen Worten
(mit edlem Reim, und solch Konsorten):

“Pseudophilosophischer Tee
im Schnee.”

9.6.14

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Na? Man erinnert sich?



Kuckuck
Selbst wenn wir uns so nah sind,
wie Küken in der Brut
und wir uns so sehr lieben,
gefüllt von Übermut,

Könn' wir uns nie erreichen.
Der Kuckuck war die Magd,
die mich ins Neste legte,
die mich dir heimlich gab.

Gib Acht! Ich werd' dich töten!
So ist dies' Vogels Art.
Dein' Geist kann ich nicht lieben.
Ich krall' mich in dich zart.

14.5.12



Samstag, 31. Mai 2014
Staffellauf
Es geräuscht in mir.
Elektrisiert
warten kleine Gedanken darauf,
dass der Staffellauf
weitergeht.
Andere bringen mir die wertvolle Fracht,
die nie nur einem zugedacht.
Noch ein Stückchen, nicht mehr weit,
dann berühren sich zwei Nerven,
nicht völlig und dennoch ganz,
den Stab werfend,
ich greife ihn und es beginnt,
bin an der Reihe, die Zeit rinnt.
Ein Teil des Teams, in der Staffette,
wer wird der nächste sein? Ich wette,
ich überreiche ähnlich geformten,
netzfasrig, ungenormten
Gedanken das Ding,
was zwischen den Ohren und Hirn
so schön klingt.
Lasst euch nicht verwirr'n,
Dies ist nur ein Spiel mit Bildern,
die durch ebensolche Ideen verwildern.
Das Rennen schreitet fort,
mit jedem weiteren Wort.

31.5.14



Montag, 19. Mai 2014
Der Ausspruch
Es liegt auf dem samtenem Wörterbett,
ruht noch und schläft, zu oft schon gesprochen,
sodass es in Trance fiel, erschöpft und gebrochen,
nun eifern Echtheit und Traumland wett.
Kämpfen um es, es zu erlösen,
einerseits von den Ketten des Schlafs,
andererseits von Kühle des Wachs-
eins, des erbarmungslos bösen.
Doch wenn es ein weiteres Mal erblickt
durch Elfenbeinfenster hindurch
die Welt, hinterlässt es die Furcht,
dass es nicht mehr mein, nur dir ist geschickt.
Dann wohnt dort auf immer,
ein perlgrauer Schimmer,
der Schmecken mich vergessend macht,
oder doch sanft in mich lacht?

18.5.14



Dienstag, 13. Mai 2014
Die Schweber
Sie schweben dort, wo keine Luft ist,
kein Wind herrscht, der Himmel den Boden vermisst.
Sanfte Bewegungen, leichte Tänze,
fragile Arme, Körper an der Grenze
zur völligen Einigkeit mit der Umgebung.
Sie treiben in jeder sanften Wellenbewegung.
Metamorphose durchlebten sie,
Gestaltwandelnde Wanderer, die
in ihrer Kuriosität dem All entstammen
könnten, wie sie mit ihren Fingern fangen,
in sanfter Umarmung niederstreckend
ihre Grausamkeit in Durchsicht versteckend.
Radiale Kreaturen,
hinterlassen ihre Spuren;
sie funkeln im Dunkeln, senden ihr Licht,
durch tiefste Tiefen, wir sehen es nicht.
Lumineszierende Quallen reiner Energie,
Wann fliegen sie ins All, wann werden sie?

13.5.14
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Und tatsächlich entstand diese Inspiration aufgrund eines fatalen Verlesers in einem Gedicht... xD

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http://faladopoetry.wordpress.com/2014/05/12/sternentod-stella-cadenda/



Freitag, 9. Mai 2014
ZerFall
Das Ende ist nah,
die Theorie ist wahr,
uns bleibt noch ein Fünkchen Zeit,
dann stürzt alles hinab, es ist soweit.
Was unsere Ahnen errichteten,
ihre Nachkommen vernichteten
und immer wieder neu schufen
ein Gebäude mit so vielen Stufen
bis in den Himmel.
Dort beginnt es zu wimmeln.
Zu viele tummeln sich dort
oben, an diesem ruhmreichen Ort.
Flüsternde Risse ziehen durch den Turm
es frisst sich durch haltende Balken so mancher Wurm.
Schwankend ließ man uns noch
etwas Zeit, um doch
noch Kinder zu belehren,
die wir mit unseren Träumen beschweren,
die den Turm herunterklettern,
und werden zu Menschenrettern.
Unten angelangt können sie von vorn beginnen,
während das Gebäude zerfällt, Stahl und Beton singen.
Das Ende ist nah,
die Theorie ist wahr,
die Zeit ist gekommen
das Ende hat begonnen.

9. 5. 14