Freitag, 18. September 2015
Kapitän Nirgendwo
Rolle die Karte aus, die vergilbte, alte.
Zeige euch Orte, an denen ich war,
beschreibe die Wege, die ich ging.
Dein Finger stößt auf den schwarzen Bereich,
deutet auf unerkundete Gebiete,
ich verbiete, davon zu sprechen.
Doch plötzlich sticht dein Finger
durch das Papier.
Nein! Was tust du nur?
Schändest das Werk des Wissens!
Aber was fühlst du nur?
Hinter der Karte spürst du nichts.
Dein Finger wird zum schwarzen Loch,
die Karte zum Universum.
Schon ist das Papier im eigenen Riss verschwunden.
Ist an ihrer Ungenauigkeit verloren gegangen.
Nach Wer-Weiß-Wohin.

Und vertrauen wir ihr doch allzu gern,
der alleserklärenden Wissenschaft.
So lässt sie uns doch nicht den Stern
pflücken, den wir als Kind einst sahen.


18.9.15



Donnerstag, 2. Juli 2015
Bist du...
eine Schaufensterpuppe?
Ich sehe dich so gerne an, wenn ich an dir vorbeigehe. Manchmal bleibe ich auch stehen und starre nur. Während ich deine Augen ansehe, blickst du in die Ferne, vielleicht an den Horizont, vielleicht auch in eine andere Dimension, vielleicht auch nur auf die Scheibe, die nur von meiner Seite aus durchscheinend ist. Wirklich aus Glas? Ich berühre die Trennschicht. Ja, wirklich. Erschreckend kalt. Das Gefühl der Kühle prickelt nicht nur durch meine Fingerspitzen, auch durch mein Blut und zuckt durch meinen ganzen Körper. Ich lasse von der Schaufensterscheibe ab, bevor es mich zerreißt. Und starre weiter. Diese Haut ist grau aber makellos. Du bist in nichts gekleidet, stellst nichts zur Schau, nur dich selbst. Neben den anderen Puppen mit knalligen Klamotten wirkst du natürlich. Als seist du unter Deinesgleichen die einzig lebendige Figur. Nur bewegst du dich nicht. Nicht vor und nicht zurück. Auch ich bleibe am selben Fleck. Oder bin ich die Schaufensterpuppe, die mit starren Augen starrt, deren Zeit erstarrte? Im Glas erkenne ich mein Spiegelbild.


2.7.15



Dienstag, 30. Juni 2015
Bist du...
ein Kaugummiautomat?
Glaskugelrund, durchscheinend. Im Inneren sind so viele bunte Schätze, die mich schmatzend wünschen machen, ganz viele von ihnen in meinen Mund zu stecken. Ich würde sie dann kauen so schnell wie ein Eichhörnchen auf fast-forward. Die bunte Masse verschwände dann in einem einheitlichen Grau zwischen Zähnen und Speichel. Doch weiß ich, wie gut ich eine riesige Kaugummiblase daraus machen könnte. Würde tief Luft holen. Mit meinen Lungen- und notfalls würde ich mir auch noch einige Spenderlungen leihen- würde ich eine riesige Kaugummiblase pusten. Dann könnte ich mit diesem Fluggerät, eigenserkaut, eigenserpustet, erschaffen, erschöpft... ja, dann wäre ich zunächst einmal erschöpft. Und vergäße vielleicht mit dem Fluggerät davonzufliegen? Verwurf. Den Zweifel verwerfe ich und ich mich selbst in die Luft. Denn dieses Ziel vergisst man so schnell nicht. Selbst wenn die übrigen Lungen nicht reichten, um genügend Sauerstoff während des Aufblasens auch für sein eigenes Hirn aus der Atmosphäre abzupumpen.
Meine Finger lassen die Münzen in meiner Hosentasche klimpern. Ein, zwei, drei, …, sechs Münzen zählen meine gierigen Augen, nachdem ich sie aus meiner Hose gefischt habe, gleich schlüpfrigen Fischen aus einem tiefen Gewässer. Die größte Münze nehme ich und werfe sie in den Automatenschlitz. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herab. Die Münze kam zurück. Man sagt, man freut sich über Dinge, die zurückkehren. Doch nicht wenn man Besseres erwartet hat. Ich bin ärgerlich. Nehme eine andere Münze. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herunter. Ich werde böse. Noch eine Münze und es rattert, rüttelt, klimpert, fällt, schlägt auf dem Boden auf- das Glas des Automaten schlägt auf den grauen Asphalt auf. Kleine Kaugummikügelchen rollen herum. Ziellos, ängstlich, nicht wissend, was sie mit ihrer neugewonnenen Freiheit anfangen sollen. Eine rote, blaue und rosafarbene rollen in einen Gulli. Ich gehe.


30.6.15



Sonntag, 25. Januar 2015
Lupenrein
Was seid ihr noch?
Ich sehe euch an,
skeptisch, da ich wieder sehen kann.
Die Kälte fror das Wasser mir,
nun lupenrein blick ich hindurch.
Hätt ich nur die Erinn'rung nicht,
vielleicht könnt' ich vergessen,
Was nicht mehr ist,
wovon ich so sehr besessen.
Nur vielleicht-
wer kann es wissen?
Vielleicht bricht Licht sich nicht
genug.
Und schafft so den gräßlich
Trug.
Sind die Augen schon so schwach?

25.1.15



Dienstag, 22. April 2014
Innerweltenwetter
Es floß ohne Stocken von oben. Himmlische, äonische Flüße floßen von droben und benetzten die Welt mit ihren erfrischenden Tropfen. Sie waren farbige Tropfen, hatten die Form von allen Objekten unserer Vorstellungskraft und waren zugleich formlos. In ihnen war die Macht der ganzen menschlichen Erkenntniskraft versammelt und was darüber hinausragte.
Es war der Sturm eines Künstlers, die Winde seiner Emotionen und die Wasser seiner Ideen, die auf alles niederprasselten.

Zusammengerottet hatten sich nach langer Zeit eines blauen Sommer- oder Frühlingshimmels einige fedrige Wolken, sie suchten einander, wie Stücke von Metall und Magneten fanden sie zusammen. Wie Liebende preßten sich die weißen Wunderflocken aneinander, um dann gemeinsam eine gewaltigere als sie beiden es einzeln je werden konnten, zu erschaffen.
Diese Wolken waren die Ausdünstungen einer Maschine, die in dem Kopf des Künstlers saß. Ein Schlot grub sich in seine Stirn, aus dem ununterbrochen kleine dieser unbelebten aber dennoch inspirierten Schafgeschöpfe unbeschwert in die Luft aufstiegen. Dieses wundersame Objekt, versteckt hinter dem Gesicht, besaß eine noch wundersamere Energiequelle, denn in den Ohren und in den Augen, ja selbst in der Haut und auch unter der Haut besaß der Mensch winzige Mechanismen, die die sanften Schwingungen von Gedanken, Gefühlen, bloßen Impressionen und Expressionen anderer wahrnahmen und daraus den gesamten Gehalt der ihnen innewohnenden Macht aufsogen und durch die Nervenbahnen bis in den Kopf des Künstlers steigen ließen. Dort wirkten diese Fünkchen anderer Genialität wie Bäche; sie floßen unentwegt durch alle möglichen Kanäle, trafen auf Barrieren, zersprengten sie, überfluteten das Grenzgebiet zwischen unhemmbarem Größenwahn und sich zur Ruhe legenden Weisheit. Und sie trieben die Mühlen an, die schließlich die Wolkenmaschine zum Funktionieren brachte.

Irgendwann war der Himmel gesättigt an Wasserdampf, voll von den durchdachten Ideen anderer, den selbst erzeugten und doch fremdabsorbierten Gedanken, es war kein Platz mehr dort oben. Es staute sich weiter und weiter, bis sich die gesamte Atmosphäre geradezu auflud, alles knisterte und vor Anspannung beinahe zu verglühen drohte, wie ein versehentlich vom Feuer abgesprungener Funke, der nur allzu ungeduldig den Weg in die Weite suchte und dabei an seiner eigenen Schnelligkeit erlosch.
Dann sollte das Spektakel beginnen. Es regnete.
Einige mit Wachs eingeriebene Menschen nahmen den Regen nicht wahr. Andere ärgerten sich darüber, weil er sie an ihrem alltäglichen Handeln hinderte. Wieder andere blickten in den Sturm und das Züngeln der kalten Tropfen auf ihrer Haut erfrischte sie, wie den Künstler dereinst selbst, wobei ein glänzendes Lächeln sich in ihr Gesicht stahl und sie die ganze Schönheit dieses Unwetters, welches aber doch das eigentlich wahre Wetter war, obwohl es diesen irreführenden Namen trug, in sich aufnahmen.

Kennt ihr es, dieses Gefühl des Sich-Füllens? Der Überwältigung fremder und doch eigener Ideen? Das Knistern vor der Entladung? Das leise Flüstern des Windes, wenn es die aufgebrauchten Wolkentänzer auseinanderstäubt und Platz für eine weitere Choreographie von Eingebungen macht?
Dann fühlt euch beneidenswert. Es sind die schönsten aller Gefühle.

“Etwas erschaffen zu haben.“

21.4.14

__________

nach der Lektüre eines wunderbaren Buches und einigen schweren Gedanken um Dinge



Sonntag, 13. April 2014
Altbekanntes
Der letzte Ausweg flüchtet sich in Farbe,
flieht sich in uns, ist kaum erkennbar, nur vage-
Es steckt dann tief in uns, verwirrt sich,
verheddert sich im Netz der Gedanken, verwirrt mich.
Es wird ein Teil von uns, bis wir es verteilen,
bis es durch die Finger in den Stift sinkt,
um auf Papier zu verweilen.
Wie es dort mit all den anderen ringt
und zu einem Abbild unserer Erlebnisse wird,
während das Publikum es nur ungläubig anstiert,
ohne den Hauch, den leisesten Atem, der Ahnung
was unter dem Überzug liegt: Eine Warnung
an sich selbst, niemals preiszugeben,
sich selbst zu behalten und weiterzuleben.

13.4.14



Sonntag, 6. April 2014
Das Etwas
Etwas lag in diesen Händen,
man sah es nicht, es begann, uns zu blenden,
und den Verstand zu rauben.
Wir begannen unsere Gedanken zu verschwenden,
während gelockerte Schrauben
sich langsam um sich selbst drehend
immer schneller, bis sie
für eine Sekunde in der Luft stehend
in die Leere zu fallen glauben.
Es hatte sich dort hineingelegt,
nein, ich schätze, ich habe es genommen.
Ein Werkzeug, was Schrauben dreht
und Ideen macht wässrig verschwommen.
Man erkennt, auch Alles dreht sich im Kreise.
Und man redet sich ein, ganz leise,
dort wäre nichts,
nichts mit Gesicht.
Nichts von Bedeutung,
(eine Verleugnung)
was Dinge ins Wanken bringen könnte.
Bald wusste man, dass man die Situation schönte.
Denn weitaus komplexer war all jenes,
was schwer zu greifen war,
obwohl es in diesen Händen lag.
Man fragt sich, was das Etwas wohl sein mag.
Unbestimmbar seine Existenz,
einer Seltsamkeit Exzellenz.

Zermürbend, sehr zermürbend.

6.4.14



Samstag, 28. Dezember 2013
Mehrdimensionale Erkenntnis
Die Erkenntnisspirale


Die Erkenntnis. Ein Hilfsmittel, um Neues zu verarbeiten und auch Altes zu verwerfen oder zu recyclen. Ein wichtiger Prozess im Denken, der es wert ist, bildlich dargestellt und verstanden zu werden.
Ich muss sagen, die Bescheibung der Erkenntnis, wie ich sie hier vornehmen möchte, kam mir in die Gedanken, wie eine Metapher einem in die Gedanken kommt, wenn man gerade ein Gedicht reimt. Und so möchte ich erklären, wie ich mir eine mehrdimensionale Erkenntnis vorstelle.

Zunächst einmal möchte ich den Leser mit einem symbolhaften Bild fangen, meine Ideen genauso vortragen, wie sie in meinen Kopf gelangten und erklären, wie das Ergebnis zustande kam.

Stellen wir uns also eine Erkenntnis einer Wahrheit vor, die einem besonders hoch gelegenem Ding gleicht, zum Beispiel der Sonne. Unser Weg, um zu dieser Wahrheit zu gelangen sei dabei ein Berg, andessen Zugspitze wir die Sonne zu erreichen vermeinen. So begeben wir uns auf die Wanderschaft, und gelangen auch bald zu der Erkenntnis, zur Zugspitze. Doch dort oben angelangt, schwebt die Sonne immernoch genausohoch über uns, wie vorher und der Berg ist eigentlich gar kein Berg, es schließt sich hinter der Zugspitze eine Ebene an, die wir vor dem Aufstieg noch nicht sehen konnten.
Wir stellen uns nun vor, die Erde hätte vieler solcher Erkenntnisberge und wir erklimmen immer neue von ihnen, um jedes Mal wieder zu bemerken, man betritt nur eine weitere Hochebene. Schon bald wird man sich fragen: “Wie kann das sein? Dass es sich anfühlt, als ginge ich hinauf, bin ich aber oben angelangt, sehe ich weiteres Flachland.” Die Antwort auf diese Frage mag einleuchtend sein: Wir stellen uns die Erde rund vor.

Ist diese Metapher erst einmal bewältigt, wollen wir uns der Abstraktion eben jener zuwenden. Für diese Vereinfachung (oder Erschwerung, sieh selbst) gebrauche ich Werkzeuge der Geometrie und möchte mich einer künstlerisch anmaßenden Verwendung dieser verantworten.
Man stelle sich also jede dieser Erkenntnisse wie eine Zugspitze vor, wie eine Ecke einer geometrischen, gleichseitigen Figur, zum Beispiel eines Dreiecks. In die Mitte dieses Dreiecks wollen wir nun den Ursprung eines Koordinatensystems legen. Die x-Achse liefe dabei parallel zu den Seiten des Dreiecks und beschreibt die Zeit, die zwischen zwei Erkenntnissen liegt. Die y-Achse wäre nicht alleine, denn es bedarf mehrerer der gleichen Qualität, die dasselbe beschreiben und dennoch nicht gleich sind. Diese liefen durch jede Ecke der geometrischen Form und könnten Erkenntnis 1, Erkenntnis 2 usw. heißen. Diese Achsen würden radial vom Mittelpunkt der Figur Speichen spannen. Wenn wir nun die x-Achse stauchen und somit die Zeit zwischen den Erkenntnissen verkürzen, wird das Dreieck schnell zu einem Viereck, Fünfeck, Sechseck. Geht die Zeitachse gegen unendlich, so bemerken wir vom weiten: Wir haben einen Kreis der Erkenntnis erschaffen! Und hierin liegt die Genialität des solchen, denn wie im vorangegangenen bildlichen Beispiel scheint es auch hier kein Spitzen zu geben, ja nichteinmal mehr Geraden zwischen den Ecken. Hiermit haben wir also den Kreis der Erkenntnis erschaffen.
Doch werden einige unter euch sich wundern und fragen, ob dann nach einer Wendung, nach einem Spaziergang auf diesem Kreis nicht irgendwann wieder der Anfang erreicht ist?
Und ebendies wäre der Fall, wenn es da nicht noch eine weitere Zeitachse gäbe. Wir fügen noch eine Dimension hinzu, nicht nur die Zeit zwischen den Erkenntnissen betrachten wir nun, sondern auch die Zeit, die insgesamt vergeht. Und diese legen wir auf die dritte Achse, welche mitten durch den Mittelpunkt des Kreises geht und waagerecht zu den radialen Zeitachsen steht. Wandern wir also weiter auf dem Kreise, doch nun spiralenförmig. Durch die Addition einer weiteren Dimension, haben wir es geschafft, Erkenntnisse zu individualisieren. Sie sind einzigartig durch die Zeit in welcher sie gewonnen werden. Wenn wir nun diese dazugewonnene Ebene wieder abziehen und von der Draufsicht die Spirale ansehen, könnte man ebenfalls Überschneidungen der Linien bemerken. Diese stellten dann gleiche Erkenntnisse dar, welche aber zu gänzlich anderen Umständen und Zeiten gewonnen wären.

Die abschließende These also: Erkenntnis ist eine mehrdimensionale Spirale.

Diese Bildhaftigkeit ist zugegebenermaßen noch nicht ausgereift und wartet darauf von euch verbessert zu werden. Es ist lediglich ein Konstrukt, um besser erkennen zu können, was wir erkennen können. Sich selbst zu ermahnen, sich nicht einzuschränken.
Und in diesem Sinne wünsche ich ein fröhliches Grübeln!

[Danke an einige gedankenformende Dinge, die mich zum Denken bewegten. Die Sockosophie. :)]

28.12.13



Sonntag, 8. Dezember 2013
Das Vögelchen
Ich frage mich manchmal, wie man so weite Schwingen besitzen kann. Wie man sie so weit spannen kann, dass man so eine lange Strecke hinweggleiten kann. Ganz ohne Mühe.

Es ist den Federtragenden eigen, ihre Flügel zu heben und sie auf- und niederzuschlagen, um endlich in die Wärme, beinahe bis zur Sonne, zu fliegen. Sie sind der Inbegriff von Freiheit.

Ich frage mich manchmal, wie man solche Wesen in Käfige sperren kann. Wie man so schreckliche Gedanken oder eben auch Nicht-Gedanken besitzen kann. Diesen Inbegriff der Freiheit in kleinsten Raum zu zwängen und ihren sehnsüchtigen Rufen und Klagelauten lauschen zu können, als seien es Melodien die von Freude und Lebenslust zeugen. Wie kann man nur?

Schließlich, schätze ich, sind Menschen sich dessen unbewusst bewusst. Vielleicht.
Wie schön wäre es, selber solche Schwingen zu besitzen? Selbst fliegen zu können.
Aber ach, dem Menschen sind noch keine Federn gewachsen. Da will er natürlich nicht, dass einem anderem Wesen diese vorbehalten sind, welches noch nicht einmal einen Begriff von Freiheit habe.
Wenn der Mensch schon den Gedanken an Freiheit besitzt, wieso kann er Freiheit selbst nie erlangen?

Weil er nicht imstande ist, sich selbst zu überwinden.
Denn mit jedem eingesperrten Federwesen, sperrt er nur sich selbst ein. Der Mensch hat Angst vor der Freiheit, Angst davor, seinen eigenen Käfig zu öffnen. Und er hat vergessen, dass auf seinem Rücken Flügel wachsen, die nicht federhaft sind, aber dennoch zum Fliegen taugen. Denn er blickte sich nie um. Das, was er in vergangenen Zeiten getan hatte, war zu schrecklich, um sich danach umzusehen.

Ich frage mich manchmal, wie es doch einige schaffen, aus dem Käfig auszubrechen. Sie sind bewundernswert.
Derweil lausche ich einem sanften Zwitschern. Es ist herzzerreißend und betörend.

8.12.13



Samstag, 19. Oktober 2013
Feuerblumen
Es ist dieser unbändige Hass inmitten eines großen Blumenfeldes.
Die Welt, sie ist so wunderschön, sie ist so lebensfroh, lebendig und froh. Ich liebe sie so sehr und möchte auch nicht von ihr gehen.
Und inmitten eines großen Blumenfeldes steht ein Fünkchen Hass, welches sich vielleicht an dem von der Sonne vertrockneten Grashalmen ernähren wird, vielleicht dann immer größer und eine kleine Flamme wird, vielleicht die nächste und wiedernächste Blume anfacht, sie äschernd zu einem Feuer wird
und-

schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.

Einige Blumen habe ich ganz besonders lieb gewonnen. Sie sind Sonderlinge zwischen all den Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee. Ihre Farben sind selten auf dieser Wiese und fasziniert labe ich mich an dem wunderbaren Anblick dieser Einzigartigkeit. Ich möchte sie nicht pflücken, sie sollen ewig dort so leben, wie sie es gerne möchten. Aber ich berühre sie manchmal gerne und streichle ihre zarten Blütenblätter. Doch oft bin ich dabei furchtbar ungeschickt und verletze mich an den feinen Stacheln, die mein Auge so leicht übersehen hat.
Und manchmal verspüre ich dann so ein Verlangen, sie im Feuer verbrennen zu sehen,
und-

schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.

Ich nehme ein Streichholz mit.
"Kann ich es nicht etwas beschleinigen?", denke ich.
Leise pfeifend streife ich durch das Blumenfeld.
Immer weiter, immer mehr Blumen um mich herum.
Man sieht mich schon gar nicht mehr
und-

schließlich das ganze Blütenmeer in einem glühenden Inferno des Zorns verschwindet.


19.10.