Freitag, 18. Oktober 2013
Das Schauspiel
Manchmal frage ich mich, ob ich in der falschen Vorstellung bin.

Alle um mich wirken so authentisch, wahrlich gute Schauspieler, denke ich. Sie können perfekt dieses Schauspiel spielen, wissen in jedem Moment, wie ihre Rolle handelt und fühlt und denkt. Sie sind eins mit ihr. Dann schaue ich mich nur orientierungslos um und frage mich selbst, wie ich in dieses Theater gelangt bin.
Es ist schwierig, meine Rolle zu spielen. Eine sehr anspruchsvolle ist es. Ich weiß nicht, ob ich meinen Text schon auswendig kann oder diesen Charakter, den ich spielen soll, schon komplett verinnerlicht habe.
Aber man drängte mich auf diese Bühne, ohne mich zu fragen.
Die Schauspieler um mich herum wirken so authentisch. Jede Bewegung wirk echt, jede Gefühlsregung wie aus tiefstem Herzen. Sie spielen Glück, Trauer, Liebe, Hass, Verzweiflung, Sehnsucht. All das. Und so authentisch.

Manchmal frage ich mich, ob das alles nicht doch real ist.

Vielleicht sind sie ja alle keine Schauspieler, vielleicht sind sie es wirklich, die Realen, die dort so aussehen als würden sie spielen. Vielleicht bin ich ja die einzige, die eine Rolle spielt, so seltsam getrennt von dem Realen. Vielleicht bin ich die einzige Schauspielerin im Stück welches den Namen "Leben" trägt.

Manchmal frage ich mich, ob ich die falsche Vorstellung habe.



Samstag, 12. Oktober 2013
Instanz.
Dieser Turm,
so unerreichbar hoch,
so-

Wurzeln schlagen sich überall um mich in die lebendige Erde.
Tiefstes Unterholz;
das eigene Sein auf den unwesentlichsten Funken vermindert.
Was ist wahr? Was ist echt?
Ohne Hilfe, nicht jetzt, nicht hier.
Doch irgendwo dort, dort draußen.
Mit diesem Funken trotzt das Flämmchen dem Ungewissen.
Es wäre gut so.

perfekt.

Dieser Turm,
dessen Spitze meine Augen
nicht zu erkennen vermögen,
denn der Blick dort hinauf,
ich weiß es,
wird-

Das Gezweig verschwimmt mit Laub, das Laub verschmilzt mit Wolken,
tiefste Farben, doch farblos, hellster Himmel, doch sonnenfrei.
Ich fühle mich, wie ein Etwas, kein Jemand, eine unbedeutende Existenz, denn
der weiße Himmel drückt mich und meinen Blick nieder,
als wären die Augen reuevoll, angstvoll.

bestraft.

Dieser Turm,
meine Schritte nähern sich,
mein Geist entfernt sich von ihm,
seine Wände so-

Die Gestalt zeigt sich zwischen den Wipfeln der Bäume.
Undeutlich, wie aus einer anderen Welt gekehrt,
nur um als schemenhafte Erahnung eines Daseins das meinige zu knechten.
Gespiegelt in seiner Selbst erkenne ich mich nun:

Was bin ich? Warum bin ich hier?
Unsein. Experiment. Unbedeutsam.
Was will er mit mir machen?

Seine Stimme klingt in mir, in der Umgebung,
Sie erhält dunkle Klarheit, aber keine Form,
doch wird sie reflektiert von allem Raum.
Sie wird mir Antwort geben.
In mir wird es still, blank.

kahl.

Dieser Turm,
er steht neben mir.

“Du bist allein.”

Und alles schweigt. Das Leben ist verloschen.
Kein Windzug mehr, der die Blätter zum Flüstern bringt.
Nimmer mehr die Gesänge der Himmelsschwingen des Waldes,
der Zikaden Schreie im Blute der Sonne.
Kein liebliches Wort aus dem Munde einer Spiegelseele.

Nur ich.

Nur ich alleine für die Ewigkeit,
die sich meine Existenz nennt.

Verzweiflung. Flackerndes Feuer droht meine Seele zu verbrennen.
Panik. Zerrende Drähte drohen meinen Geist zu zerreißen.

Vor meinen Füßen der Turm. Tief im Grund versenkt.
So lässt auch er mich zurück, das Übermächtige, des Hellste.
Denn ich war nur ein weiterer Abfall seines fehlgeschlagenen Tests.

Er ist es, die-



Samstag, 28. September 2013
Romancing a Stranger
Es war eine sternenklare Nacht, in die ich blickte, als ich auf dem Weg nach Hause war. Als ich aber vor meiner Haustür stand, meinen Schlüssel bereits herausgeholt hatte und ihn an das Schlüsselloch führen wollte, hielt ich inne. Ich schaute noch einmal zurück zu den Sternen.
Der Schlüssel verschwand schon bald wieder in meiner Hosentasche und meine Füße setzen sich einer nach dem anderen immer weiter auf den dunklen Weg, den nur sie kannten.
Hier war ich doch Zuhause, merkte ich. Nicht eingeschlossen in einem Käfig, was manch einer als beschützend ansehen würde.
Nach einiger Zeit war ich an einer unbefahrenen Straße angekommen, mitten auf der Kreuzung stand ich. Meine Augen suchten das Weite und mein Kopf legte sich in den Nacken, damit ich wieder die unglaublich klare Nacht besichtigen konnte. Vor lauter Freude und Überwältigung dieser unsagbaren Schönheit, breitete ich meine Arme aus und drehte mich lächelnd um mich selbst. Schließlich legte ich mich auf die Straße, wie als sei sie ein riesiges Bett, ein einziges, was mir und jedem anderen gehörte. Ich nahm all die Weite des Bodens um mich wahr, spürte die Grenzenlosigkeit und den unglaublichen Umfang des Firmaments über mir. Es war ein atemberaubendes, nein, ein atemschenkendes Gefühl. Die Dunkelheit der Nacht, die Stille, aber auch das Rauschen der Blätter und das Funkeln der Sterne füllten mich aus. Einsamkeit möchte ich es nennen, auch wenn ich von alldem erfüllt war. Es war ein reiner Zustand.
Mein Kopf erdachte sich in diesem Moment einen Zweiten, der all dies mit mir teilen würde. Jemanden, der sich mit mir erfüllen lässt. Und so liebten wir diese Welt, gemeinsam, in völliger Einigkeit über all dies, was uns so sehr berührt.
Tränen rannen über meine Wangen, als der Kopf diesen Zweiten schließlich vernichtete. Es schien ihm unmöglich, einen fremden Kopf dasselbe spüren zu lassen, die selben Funken zu schlucken und die selben Flammen zu schlagen, in synchronem Tanz, ebenmäßigem Rhythmus.
Wie furchtbar alleine wir alle sind.
Ich wünschte, ich könnte all diese Überwältigung, das Staunen über die Welt, diese Überweltigung, teilen.

27.09.13
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Ich nahm mir die Freiheit, diese Inspiration aus Musik zu rauben.
Hier die Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=6rVEy0zDh6E&list=PLnD6c2GatE-8iBEInYMLrWzQS0TbXSXpk



Mittwoch, 25. September 2013
Der Traum eines Helden
Mein Traum ist der eines Helden- aber ich bin keiner.

Wenn ich mich umschaue, mich umhöre, dann sehe und höre ich Menschen, die ihren Träumen hinterherjagen. Sie sind schon besondere Menschen, denn sie wagten es einst, einen Traum zur Wirklichkeit zu machen und dafür alles zu opfern. Sie wagten, ihr Leben für ihren Traum zu geben.
Ich blicke in ihre Augen und ich sehe sie glänzen, voller Leidenschaft, Lebendigkeit, lodernd. Immer, wenn ich diese Augen sehe, wird etwas tief in mir so unsagbar traurig.
“Und was machst du? Was träumst du?”, fragt mich dann eine Stimme in meinem Herzen.
Ich träume einen Traum eines Helden. Nur leider bin ich keiner. Und so ist dieser Traum für immer in meinem Innersten verbannt und kann nicht Wirklichkeit werden. Verdammt, einen Traum zu träumen, der ewig ungelebt sein wird.

Ich gebe zu, ich würde gerne Weltenverbesserer werden. Ein bisschen naiv nenne ich mich selber manchmal stumm. Denn wenn ich mich umschaue und umhöre, dann sehe ich so viel, was felsenfest, unveränderbar erscheint. Ich sehe mich um, aber sehe nicht das was ist, sondern, was sein könnte.
Ich sehe sprießende Blumen statt Asphalt, einen Wald voller Baumriesen, die weit in den Himmel reichen statt Wolkenkratzern, einen kristallklaren Himmel, an dem ich die Milchstraße und jeden noch so kleinen Stern zu erkennen vermag statt der lichtverseuchten, dunkel-hellen Nacht.
Der Winter ist eine zauberhafte Zeit. Er bedeckt all das, was nicht sein sollte und lässt einen träumen. Träumen, all dies wäre doch nur ein einzig großer Alptraum, der nur abgewartet werden will, ausgeträumt zu sein.

Ich träume, diese Welt zu beschützen, den Menschen zu zeigen, wie zauberhaft sie ist, wie schützenswert, wie wertvoll.
Es ist die Aufgabe eines Helden, die Welt zu beschützen, ich wünschte ich wäre einer.
Ich werde mich bemühen einer zu werden.
“Und was machst du? Was träumst du?”, fragt mich weiterhin eine Stimme in meinem Herzen.
Dann werde ich vielleicht irgendwann antworten können:
“Dieser Traum ist mein Leben, ich bin ein Held geworden.”

25.09.13



Samstag, 14. September 2013
Der Baumstumpf
Sie sind nicht daran Schuld, es ist keiner daran Schuld.
Warum ist es dann da?
Wer hat es gesät?

Diese alles verschlingende Einsamkeit. Tief in einem gewurzelt, keine Chance, diese lästigen Anker in der Erde zu ertränken, zu zerreißen, zu verätzen; nein, sie bleiben ewig. Den Baum kannst du fällen, niederbrennen, all das kannst du versuchen, doch wird diese Wurzel der Erde ewig und für immer die Nährstoffe entziehen.
So gesättigt war die Erde einst von ihnen, fruchtbar für wunderschöne Blumen, wunderbare Wiesen voller Blumen. Doch etwas anderes wurzelte dort. Und nun ist der Boden ausgelaugt, salziges Wasser fällt noch vom Himmel, weicht ihn auf und spendet diesem verdorrten Baumstumpf neue Kraft.
Knorrige Auswüchse ragen aus dem so oft geschädigten Stumpf heraus, ragen zitternd im Wind, im kalten, winterlichen, in die Höhe. Sie greifen nach der Luft zum Atmen, greifen danach und schließen sie ein.
Einige unreife Früchte hängen an diesen grausigen Fingern. ihre Gestalt; deformiert, grau, verdorrt und schändlich. Wirken nicht wie Früchte, eher wie widerliche Abstoßungen, Fehlgeburten, Auswüchse.
Es sind die Früchte der Einsamkeit.
Ich koste von ihnen und muss staunen, als ich bemerke, dass sie neben ihrem bitter-salzigem Geschmack sehr süß sind. Ich genieße jeden Bissen und schlucke auch die Kerne hinunter; damit nicht noch mehr Land von dieser Plage gequält wird. Mir wird übel, aber meine Hand langt schon nach der nächsten Frucht. Ich kann es ihr nicht verbieten. Und auch, dass sie sie langsam an meine Lippen führt kann ich ihr nicht verbieten.
“Vielleicht beim nächsten Mal”, denke ich mir, “Vielleicht stirbt es beim nächsten Kahlschlag. Und dann werden auch keine Früchte mehr wachsen.”
Ich setze mich neben den Stumpf, breche die Zweige aus ihm heraus und verschlinge jede einzelne Frucht. Es braucht seine Zeit, aber schon bald bin ich damit fertig. Ab jetzt warte ich, dass die Pflanze stirbt. Aber Regen tränkt erneut die Erde.

14. September



Donnerstag, 5. September 2013
Die Faszination des Feuers
Funkelnde Funken fliegen durch die Schwärze.

Warum fasziniert mich das Feuer so sehr?

Wenn ich meine Hände ausstrecke und meine Arme strecke, dann wärmt mich ein roter Schein.

Wenn ich es so ansehe, wirkt es, als würde es tanzen.

Noch ein Stückchen näher, und mein Gesicht schmerzt schon fast vor Hitze. Dennoch fühle ich noch keine Verbrennungen. Schon wenn ich mich nur umdrehe, weiß ich, wird es wieder kühler, fern von der Quelle der Wärme.


Immer neue Figuren, keine feste Form, reine Energie.
Ich schätze es ist die Freiheit, die Leichtigkeit und Lebhaftigkeit des Feuers, was mich so an ihm fasziniert. Es war schon immer ein Teil von mir, ich fühlte mich schon immer, wie ein kleiner Brand, ein unsteter Seelenfunken, dem es vergönnt ist, für eine kurze Zeit auf der Erde fackeln zu dürfen.
Das Feuer ist eine wunderbare Metapher für das, was tief in einem steckt, eine innerste Emotion, ein untergründiges Gefühl- das Bewusstsein, am Leben zu sein. Vielleicht auch ein Urinstinkt, nicht nicht leben zu wollen.

Meine Augen sind gefesselt, meinen Mund umspielt ein Lächeln. Ich kann nicht davon ablassen, mir anzusehen, was ein Spiegel dessen ist, was in mir ist.



Mittwoch, 4. September 2013
Traumrealität
Realität, sie weiß, wann sie real ist, sie weiß, dass sie wahr ist.
Doch was weiß der Traum? Träume wissen auch, wenn sie solche sind. Wissen ist real. Ist das Träumen real?

Die Realität ist Traum? Oder gar traumhaft?
Konstruktionen, labyrinthartig sich durch unseren Kopf schlingend. Sind sie Realitäten oder Traum?
Was passiert dann, wenn ein Traum, das nebelhaft Seltsame, Wirklichkeit wird? Dann erscheint uns doch alles so unwirklich. Echt ist mit einem Mal, was nur erdacht war. Was wir wollen und was wir bekommen unterscheide sich. Ein Traum werde wahr.
Traum wird Realität. Tragischer, im Verlauf der Zeit gedacht, erscheint ein Umkehrschluss.
Darum lasst mich nicht unterscheiden. Die Traumrealität ist wünschenswert.