Neuer Morgen
Vogelfrei und wild geschossen
soll die Liebe, Freundschaft sein.
Freudentränen, Blut vergossen
habt ihr und auch das Herz, mein.
Nur windbeflügelt, klangerfüllt
möcht' mein Leben ziehen, weichen.
In nichts weiter, als Luft gehüllt
sich ein Gefühl wird in euch schleichen.
Hoffend Lächeln; noch ist's verborgen,
denn stehlend fuhr ich durch Köpfe.
Rupfe Schätze, ertränke Sorgen,
aus dem Staub, ich Neues schöpfe.
16.7.15
vicevirtue am 16. Juli 15
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Bist du...
eine Schaufensterpuppe?
Ich sehe dich so gerne an, wenn ich an dir vorbeigehe. Manchmal bleibe ich auch stehen und starre nur. Während ich deine Augen ansehe, blickst du in die Ferne, vielleicht an den Horizont, vielleicht auch in eine andere Dimension, vielleicht auch nur auf die Scheibe, die nur von meiner Seite aus durchscheinend ist. Wirklich aus Glas? Ich berühre die Trennschicht. Ja, wirklich. Erschreckend kalt. Das Gefühl der Kühle prickelt nicht nur durch meine Fingerspitzen, auch durch mein Blut und zuckt durch meinen ganzen Körper. Ich lasse von der Schaufensterscheibe ab, bevor es mich zerreißt. Und starre weiter. Diese Haut ist grau aber makellos. Du bist in nichts gekleidet, stellst nichts zur Schau, nur dich selbst. Neben den anderen Puppen mit knalligen Klamotten wirkst du natürlich. Als seist du unter Deinesgleichen die einzig lebendige Figur. Nur bewegst du dich nicht. Nicht vor und nicht zurück. Auch ich bleibe am selben Fleck. Oder bin ich die Schaufensterpuppe, die mit starren Augen starrt, deren Zeit erstarrte? Im Glas erkenne ich mein Spiegelbild.
2.7.15
vicevirtue am 02. Juli 15
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Bist du...
ein Kaugummiautomat?
Glaskugelrund, durchscheinend. Im Inneren sind so viele bunte Schätze, die mich schmatzend wünschen machen, ganz viele von ihnen in meinen Mund zu stecken. Ich würde sie dann kauen so schnell wie ein Eichhörnchen auf fast-forward. Die bunte Masse verschwände dann in einem einheitlichen Grau zwischen Zähnen und Speichel. Doch weiß ich, wie gut ich eine riesige Kaugummiblase daraus machen könnte. Würde tief Luft holen. Mit meinen Lungen- und notfalls würde ich mir auch noch einige Spenderlungen leihen- würde ich eine riesige Kaugummiblase pusten. Dann könnte ich mit diesem Fluggerät, eigenserkaut, eigenserpustet, erschaffen, erschöpft... ja, dann wäre ich zunächst einmal erschöpft. Und vergäße vielleicht mit dem Fluggerät davonzufliegen? Verwurf. Den Zweifel verwerfe ich und ich mich selbst in die Luft. Denn dieses Ziel vergisst man so schnell nicht. Selbst wenn die übrigen Lungen nicht reichten, um genügend Sauerstoff während des Aufblasens auch für sein eigenes Hirn aus der Atmosphäre abzupumpen.
Meine Finger lassen die Münzen in meiner Hosentasche klimpern. Ein, zwei, drei, …, sechs Münzen zählen meine gierigen Augen, nachdem ich sie aus meiner Hose gefischt habe, gleich schlüpfrigen Fischen aus einem tiefen Gewässer. Die größte Münze nehme ich und werfe sie in den Automatenschlitz. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herab. Die Münze kam zurück. Man sagt, man freut sich über Dinge, die zurückkehren. Doch nicht wenn man Besseres erwartet hat. Ich bin ärgerlich. Nehme eine andere Münze. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herunter. Ich werde böse. Noch eine Münze und es rattert, rüttelt, klimpert, fällt, schlägt auf dem Boden auf- das Glas des Automaten schlägt auf den grauen Asphalt auf. Kleine Kaugummikügelchen rollen herum. Ziellos, ängstlich, nicht wissend, was sie mit ihrer neugewonnenen Freiheit anfangen sollen. Eine rote, blaue und rosafarbene rollen in einen Gulli. Ich gehe.
30.6.15
vicevirtue am 30. Juni 15
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Kopfüber
Wohin bin ich bisher geschwommen,
ich frage mich, wo bin ich hier an Land gekommen?
Wo der Sand mich verschluckt
und im Innern ausspuckt,
wo ich grenzenlose Sicht hab'
ich denke, ich werde verrückt,
kein and'rer Mensch wär' je von dieser Ansicht verzückt;
vor mir hängende Schränke mit Bügeln darin
und tausend Geschenke, sie fliegen dahin,
eins fliegt in den Schrank, ein andres vorbei
es ergibt sich zum Dank, doch aus mir kommt ein Schrei.
Er zerfetzt jeden Flug, und die Linie zerstückt,
das Inn're verletzt, es geht nicht mehr zurück.
Nur das Seil, was mein Hirn mit der Erde verband
taumelt hin und her dort im kleinsten der Schränke.
Greif ich zu? Ja! Nein! Doch! Führ' mich aus diesem Land!
Mein Blick zuckt zurück; ich will eins der Geschenke.
Jetzt sind ihre Schleifen zu Schlingen geworden,
Geschenkpapierstreifen zu Klingen gebogen!
Zu spät, meine Finger fallen wie Würstchen
aus dem Würstchenglas.
Ich fürchte das
ist das Ende.
30.6.15
vicevirtue am 30. Juni 15
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