Verharrend
All die Fäden vor mir, all die Farben,
sie liegen verwirrt, verirrt in Lagen.
Noch sehe ich sie nur an, doch eine Hand
schwebt schon darüber.
Freie Garne, dickes wie auch dünnes Band,
liegen übereinander.
Wartend und grübelnd sitze ich ihnen gegenüber.
Marternd mahlt der Mühlstein der Zeit, nagt,
kaut an den Fäden, wie rotäugig Ratten.
Sch! Fort mit euch! Lasst mir noch Momente.
Dann nehme ich beide Hände
und einen Faden, jeden für sich,
erdenke ich seine Position,
ich bemühe mich.
Und schon
spinne ich
den Stoff,
aus dem Leben gewonnen wird.
Oder ist es verronnen,
als ich verweilte?
18.3.15
vicevirtue am 18. März 15
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Zuletzt
Wenn alles schweigt,
singst du laut.
Du schreist und sirrst,
summst und klirrst.
Du dröhnst tieffrequent
und Fledermäuse werden dir geopfert.
Wer würde dir denn auch noch lauschen?
Wer würde noch dein Theater aufsuchen,
leer, verstaubte Sitze und staunend
stehen noch einige Gedanken umher.
Sie haben den Saal abgeschlossen,
als die Menschen kamen.
Sie kamen in Scharen und kamen zuhauf.
Sie kamen und nahmen, alles in Kauf.
Jetzt zerstampfen sie unwissend in ihrem Lauf
Dinge, die uns wichtig sind,
Dinge, die nichtig klein und dennoch groß sind.
Dann sind sie verschwunden.
Wenn alles schweigt,
singst du laut.
Ich lausche.
5.3.15
vicevirtue am 05. März 15
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Gewässerkunde
Und wüssten wir doch nur,
was am Grunde dort liegt,
was reich versteckt und wohl bedeckt
von stürmisch zerbrauster Decke ist.
Unter mancher Wasserhaut singt das Leben,
wächst Weiherkraut und Fische schweben;
doch nur falls Seen die Jahre zähl'n.
Ist er denn etwa noch viel zu rein?
Man blickt nicht hindurch,
kann nicht sicher sein.
Denn fällt der Himmel spiegelnd herauf-
von herab, dann durch die Augen.
Ist nährend das Nass, durch Leben darin?
Ist helfend das Nass, Minerale mitin?
Nur schmecken kann man es.
Und braucht man alle beide.
Doch sie zwei, ich meide.
26.2.15
vicevirtue am 27. Februar 15
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