Montag, 8. Dezember 2014
Schritt Zwei
Was flackert dort, züngelt, zischt?
Ist es Feuer, was von Wasser erlischt?
Verrat' ich dir: Es ist kein Feuer,
schlägt Funken doch, das Ungeheuer.
Bahnt sich leuchtend Wege
die lichtens bläulich schimmern.
Es bewegt sich, lebt, rege,
raubt Gefühl den Sinnern.
Viel zu lang schon haben sie
sich Asche ergeben.
Nun fanden sie ihre Macht, die
Elektrizität wird fegen
durch müde Axone.
Nur bitte, schone
dich nicht, sie wollen Belastung
bis zur finalen Maximalverkraftung.
Lasst sie zittern,
lasst Universen splittern,
lasst uns durchströmen
bis wir die Antwort wittern.

8.12.14



Samstag, 6. Dezember 2014
Präparat
Was haben wir denn dort gefangen?
Ein weit'res Objekt, ins Netz gegangen.
Mal sehen, ob es schön ist...
ist es, ja!
Ein weiterer Zugang meiner Sammlung.
Wunderbar.

Nehm' es auf, in mein Labor,
hebe es auf den Tisch empor.
Es zittert, zappelt, lebt noch viel.
Doch geübter Hand ich ziel'
mit Nadeln zur Präparierung,
zur Ruhmeshallen Neuverzierung
auf die Flügel, schillernd rot,
selbst wenn ich steche, ist's nicht tot.
Wie spannend und wie interessant.
In dir ist noch immer Lebens Brand.
Dann zücke ich ein Messer,
und ziel' diesmal noch besser,
um zu schau'n wo dein Herz dir liegt,
wie es pumpt, wie viel es wiegt,
wovon genährt, mit welchem Blut.
Ach, das Forschen tut so gut.
Noch immer stirbst du nicht hinfort,
selbst wenn ich schneid' an solchem Ort.
Weiter wächst daran die Neugier.
Schon bald stellt sich die Frage mir,
Wie viel kann ich dir noch antun,
bis du wirst zwischen Toten ruh'n?
Und doch besinn' ich mich alsbald.
Denn was wäre ein Präparat
zerstückelt mit Klingen, kalt,
entstellt und nicht das Leben wahrt
in Konservierung,
gleich einer Sterbendenrenouvierung.

Gütigen Blickes knüpf' ich die Schnitte
zu, wende mich ab, gehe einige Schritte
aus dem Labor, streife durch die Sammlung.
Mein Geist durchlebt eine Verwandlung.
Denn hier erblicke ich keine Gier,
keinen Wille nach Macht, denn hier
haust wahre Kunst, ein jedes Wesen
reizvoll prächtig. Gelesen
wurde in ihnen schon manches Mal.
Zwischen Fang und Aufbereitung; Qual
der Wahl.

Doch durch den Streifzug abgelenkt
merkt man nicht, dass das eben Präparierte,
sich aus seinen Fesseln herausgerenkt,
bis in die Sammlung fliegt, sich dorthin verirrte,
um wild schlagend, allen Ruhm zerstörend,
zerschmetternd, sich gegen mich verschwörend
mir gegenüberstellt.
Und mir den Spiegel vorhält.
Dort seh' ich nichts.
Nur Reflexion des Lichts.

6.12.14



Mittwoch, 19. November 2014
Schlafwandler
Es springt und wechselt, vor, zurück,
bringt dich zum Wanken,
macht dich zum Kranken
und doch bewegst du dich kein Stück.
Konstrukt im Hirn, Ideen schwirr'n
nur wo ist Realität?
Sie ist verloren! Zu spät!
Der Kopf nur am sirr'n, Träume zerklirr'n
erst wenn man sich Eisen ergibt.
Wenn man nur schlafend ist,
gänzlich zu Träumen vergisst
und nicht sich selbst genug liebt.
Doch was ist Traum, was ist wahr?
Was wird zerstäuben in weißen Sand,
was wird liegen, immer in der Hand?
Die Grenzen inmitten: niemals klar.
Zeitlebens zum Wandler verdammt,
der im Schlafe ziellos zieht.
Nur nicht geschlossen hält sein Lid,
dessen Blick für Träume; seit je entflammt.

18.11.14