Freitag, 18. Oktober 2013
Das Schauspiel
Manchmal frage ich mich, ob ich in der falschen Vorstellung bin.

Alle um mich wirken so authentisch, wahrlich gute Schauspieler, denke ich. Sie können perfekt dieses Schauspiel spielen, wissen in jedem Moment, wie ihre Rolle handelt und fühlt und denkt. Sie sind eins mit ihr. Dann schaue ich mich nur orientierungslos um und frage mich selbst, wie ich in dieses Theater gelangt bin.
Es ist schwierig, meine Rolle zu spielen. Eine sehr anspruchsvolle ist es. Ich weiß nicht, ob ich meinen Text schon auswendig kann oder diesen Charakter, den ich spielen soll, schon komplett verinnerlicht habe.
Aber man drängte mich auf diese Bühne, ohne mich zu fragen.
Die Schauspieler um mich herum wirken so authentisch. Jede Bewegung wirk echt, jede Gefühlsregung wie aus tiefstem Herzen. Sie spielen Glück, Trauer, Liebe, Hass, Verzweiflung, Sehnsucht. All das. Und so authentisch.

Manchmal frage ich mich, ob das alles nicht doch real ist.

Vielleicht sind sie ja alle keine Schauspieler, vielleicht sind sie es wirklich, die Realen, die dort so aussehen als würden sie spielen. Vielleicht bin ich ja die einzige, die eine Rolle spielt, so seltsam getrennt von dem Realen. Vielleicht bin ich die einzige Schauspielerin im Stück welches den Namen "Leben" trägt.

Manchmal frage ich mich, ob ich die falsche Vorstellung habe.