Schauer
Seht ihr je den Tropfen zu?
Wie sie sich heften, verzweifelt, an die Scheiben,
nur um dann doch nicht lang' dort zu bleiben.
Blickt ihr ihnen ins Gesicht?
Wie sie sich bahnen, fließend, fast fallend,
sich ohne Gnade jeden Tropfen, nah, krallend.
Nein, ich schätze, ihr tut es nicht.
Fühlt ihr manchmal ihre Kraft?
Ihren Mut, sich, himmelsstürzend, uns zu zeigen,
tränenhaft, hinab hinab; tanzend in des Windes Reigen.
Endlich hat der Regen es geschafft.
Liegt im Boden und sickert tief,
bis zum Kern, von wo man ihn rief.
20.6.14
vicevirtue am 20. Juni 14
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Der Einsamkeit stummstes Gewand
Der Einsamkeit stummstes Gewand,
fing an zu tragen, ich.
Ein Zufall war's, wie ich es fand.
Gut lässt es tragen sich.
Die Fasern blickdicht verwebt
und lässt doch hindurch das Licht.
Der Umhang ist leicht, er schwebt,
zugleich ist er warm, kalt nicht.
Der Einsamkeit stummstes Gewand,
zu tragen, liebe ich.
Es schützt mich, nimmt mich an die Hand,
es flüstert mir leis: “Sprich.”
So spreche ich ungehemmt frei,
dem Winter getrotzt und der Angst,
dass alles mal endet, vorbei:
“Es gibt nichts mehr, vor dem du bangst!”
Der Einsamkeit stummstes Gewand,
schenke die Worte, ich.
Wir ziehen in ein fremdes Land,
wo Mut dem Zittern wich.
15.6.2014
vicevirtue am 15. Juni 14
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Pseudophilosophischer Tee im Schnee
Es war einst ein schöner Tag,
es war schon Abend, wie ich's mag.
Unvermittelt fragtest du,
ob man sich treffe; undzwar im Nu.
Wir machten aus, uns dort zu seh'n
wo Wälder, Himmel, Sonne steh'n,
ein schöner Platz in der Natur,
mit Thermoskanne, war der Schwur.
Du fragtest mich nach einer Zeit,
zu treffen sich, du warst bereit.
Schlugst mutig vor: Heute Nacht!
Ach, was habe ich gelacht.
Fragte dich: “Soll ich jetzt geh'n?
Soll mich kalter Wind durchweh'n?
Und Tee getrunken nur von dir?”
“Ja, gewiss. So dacht ich's mir”
Gewitzelt war dann bald genug,
Die Bilanz, die die Vereinbarung trug,
war letztenendes und in deinen Worten
(mit edlem Reim, und solch Konsorten):
“Pseudophilosophischer Tee
im Schnee.”
9.6.14
___________
Na? Man erinnert sich?
vicevirtue am 10. Juni 14
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Kuckuck
Selbst wenn wir uns so nah sind,
wie Küken in der Brut
und wir uns so sehr lieben,
gefüllt von Übermut,
Könn' wir uns nie erreichen.
Der Kuckuck war die Magd,
die mich ins Neste legte,
die mich dir heimlich gab.
Gib Acht! Ich werd' dich töten!
So ist dies' Vogels Art.
Dein' Geist kann ich nicht lieben.
Ich krall' mich in dich zart.
14.5.12
vicevirtue am 09. Juni 14
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