Leid_ende
Es weckte ihn ein gleichmäßiger Ton,
rhythmisch, schwer und monoton.
In seinem Kopf schlämmten sich Bilder auf,
und dieses Geräusch von tausenden Soldaten Lauf.

Sein Kopf war kahlgeschoren, blank,
oder aber chemotherapiert. Er trank
und schmiss die letzte Schlaftablette ein.
Dann öffnete er ein Fenster und ließ Großstadtsmog herein.

Seine Lider wurden schwer,
sein Blick war leer,
wie der Fernseher, der endlos im Testbild
verharrte und die Dumpfheit in ihm stillt.

Er kippte, nicht nur er. Sein ganzes Leben.
Denn auf dem Nachttisch verwechselte er eben
sein täglich Nachtmahl mit einem Samen
von damaligen Pflanzen, die vor den Menschen kamen.

In ihm sproß sodann, genährt von der faulen,
völlereigekränkten, verstümmelten,
verkrüppelten, verstummten
Seele eine Pflanze,
durchbrach seinen zusammengedrückten Brustkorb,
sprengte mit seinen Wurzeln das Gesicht,
erkennen konnte man es danach nicht
mehr. Die Natur ein Räuber seines Leides war,
die schon bald eine schillernde Blüte gebar.

9.4.14