Fortpflanzung 2.0
Mit diesem Werk werd' ich versuchen mich nun zu entschuldigen,
bei all den Menschen, die mich feiern, lieben und mir huldigen,
bei allen die sich Götter nennen, Schweigenden und Schuldigen,
Ich werde allen Konservismen, Traditionen kündigen.
Ich möchte dennoch vorerst die Beweggründe benennen.
Mich zu meinem wirrenden Gedankenwulst bekennen.
Denn ich dachte eine Zeit, ich würde glühend brennen,
ohne dabei wirklich die Brennstoffquelle zu kennen.
Einst glaubte ich Liebe sei personengebunden,
doch bald ohne Gründe, war sie dann verschwunden,
geschunden, zu Wunden, als wär' sie nie gewesen,
dann kam es Schlag auf Schlag, ich lernte Gedanken zu lesen.
Und vor einer Weile, in äußerster Langeweile,
merkte ich, dass andere Menschen meine Ideen teilen,
sie zerstückeln, zerschnippeln, zusammenfügen zu Zeilen,
zerrütteln und verklickern und anderen Menschen zeigen.
Ich machte mir dann klar, ich lebe in ihnen wie Samen
unter der Erde, manche blühten, andere erstarben,
manche Seelen glühten, andere verkamen.
Ich pflanzte mich in ihren Hirnen fort und sie in mir,
sie schmeckten süß wie Birnen, ich fraß sie auf als sei ich ein Tier,
Autokannibalismus! Denn damit schluckt'ich mich.
Ekel-Normalismus! Ist was ich flugs verlier.
Es war ein bisschen gruselig, wie ich in ihnen lebte,
sie in mir und wir in uns: Gedankennetz, was webte,
stetig, hielt nie inne. Das war wahre Liebe:
Neuronenformatierung; die Idee, die in mir klebte.
Es tut mir ehrlich Leid, diese Gedankenhurerei,
die mich täglich beweist, von allem Sinn befreit.
Manche sagen, ich sei verrückt, and're: Ist die gescheit!
Ich hoffe nun seid ihr entzückt und zugleich bereit
Für Fortpflazung der neuen Art in aller Öffentlichkeit.

27./28.12.13