Dienstag, 30. Juni 2015
Bist du...
ein Kaugummiautomat?
Glaskugelrund, durchscheinend. Im Inneren sind so viele bunte Schätze, die mich schmatzend wünschen machen, ganz viele von ihnen in meinen Mund zu stecken. Ich würde sie dann kauen so schnell wie ein Eichhörnchen auf fast-forward. Die bunte Masse verschwände dann in einem einheitlichen Grau zwischen Zähnen und Speichel. Doch weiß ich, wie gut ich eine riesige Kaugummiblase daraus machen könnte. Würde tief Luft holen. Mit meinen Lungen- und notfalls würde ich mir auch noch einige Spenderlungen leihen- würde ich eine riesige Kaugummiblase pusten. Dann könnte ich mit diesem Fluggerät, eigenserkaut, eigenserpustet, erschaffen, erschöpft... ja, dann wäre ich zunächst einmal erschöpft. Und vergäße vielleicht mit dem Fluggerät davonzufliegen? Verwurf. Den Zweifel verwerfe ich und ich mich selbst in die Luft. Denn dieses Ziel vergisst man so schnell nicht. Selbst wenn die übrigen Lungen nicht reichten, um genügend Sauerstoff während des Aufblasens auch für sein eigenes Hirn aus der Atmosphäre abzupumpen.
Meine Finger lassen die Münzen in meiner Hosentasche klimpern. Ein, zwei, drei, …, sechs Münzen zählen meine gierigen Augen, nachdem ich sie aus meiner Hose gefischt habe, gleich schlüpfrigen Fischen aus einem tiefen Gewässer. Die größte Münze nehme ich und werfe sie in den Automatenschlitz. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herab. Die Münze kam zurück. Man sagt, man freut sich über Dinge, die zurückkehren. Doch nicht wenn man Besseres erwartet hat. Ich bin ärgerlich. Nehme eine andere Münze. Es rattert, rüttelt, klimpert, fällt herunter. Ich werde böse. Noch eine Münze und es rattert, rüttelt, klimpert, fällt, schlägt auf dem Boden auf- das Glas des Automaten schlägt auf den grauen Asphalt auf. Kleine Kaugummikügelchen rollen herum. Ziellos, ängstlich, nicht wissend, was sie mit ihrer neugewonnenen Freiheit anfangen sollen. Eine rote, blaue und rosafarbene rollen in einen Gulli. Ich gehe.


30.6.15



Kopfüber
Wohin bin ich bisher geschwommen,
ich frage mich, wo bin ich hier an Land gekommen?
Wo der Sand mich verschluckt
und im Innern ausspuckt,
wo ich grenzenlose Sicht hab'
ich denke, ich werde verrückt,
kein and'rer Mensch wär' je von dieser Ansicht verzückt;
vor mir hängende Schränke mit Bügeln darin
und tausend Geschenke, sie fliegen dahin,
eins fliegt in den Schrank, ein andres vorbei
es ergibt sich zum Dank, doch aus mir kommt ein Schrei.
Er zerfetzt jeden Flug, und die Linie zerstückt,
das Inn're verletzt, es geht nicht mehr zurück.
Nur das Seil, was mein Hirn mit der Erde verband
taumelt hin und her dort im kleinsten der Schränke.
Greif ich zu? Ja! Nein! Doch! Führ' mich aus diesem Land!
Mein Blick zuckt zurück; ich will eins der Geschenke.
Jetzt sind ihre Schleifen zu Schlingen geworden,
Geschenkpapierstreifen zu Klingen gebogen!
Zu spät, meine Finger fallen wie Würstchen
aus dem Würstchenglas.
Ich fürchte das
ist das Ende.

30.6.15