Donnerstag, 1. Mai 2014
Gewitter
Der Schauer eines Gewitters
ist weniger der Regen, der fällt
sondern das Erzittern der Welt,
wie das Zittern eines Ritters
vor einer herannahenden Schlacht,
wenn sie wartend, gespannt wacht,
dass der erste Donner grollt,
vom Himmelszüngeln erbost,
dass der Wind lechzend tost.
Die Welt hält inne, es ist so gewollt.
Erwartung, kannst dich nicht entziehen,
vor ihr flüchten, vor ihr fliehen,
so bleibt auch in dir das Zittern der Welt,
halt es gut fest, es ist, was dich hält.
Tragik meinst du? Dann erlöse ich dich.
Nur falle nicht, fall' nicht zu tief,
bewahre dir, was aus dir rief.
Denn flackerlodernd, blitzzischend,
ist nicht nur das Gewitter selbst erfrischend.


1.5.14



Landstreicherin
Sie streicht vorbei, streichelt meinen Hals
streicht durch die Wälder wie Wind,
streicht wie der Bogen die Geige, als
sie gebar ein grässliches Bastardkind.

Es lag so da, ausgespuckt von ihr,
wand sich auf dem Boden, lachte, weinte,
es lernte sprechen, flüsterte von dir,
störte meinen Kopf und in ihm etwas keimte.

Es keimte der Wunsch, Kindesmord,
Ihre kleine Tochter stach in meinen Blick,
dornte mein Auge, es musste fort!
Ich nahm das Messer, es gab kein Zurück.

Als ich durchschnitt die Kehle des Kleinen,
löste sich auf zwar dies' quälende Flüstern,
doch in mir begann es, still zu weinen.
Und kalt begann mein Blick die Szene zu mustern.

1.5.14